Pfadfinder wollen zur Schule gehen

Hamburg (ahü). Pfadfinder sein, das heißt: Lagerfeuer machen, in Zelten schlafen, sich durch die Büsche schlagen und Fahrtenlieder singen. Schule ist das Gegenteil, sollte man meinen. Da sitzt man auf einem Stuhl in einem Klassenraum und lernt. Aber vielleicht rücken beide demnächst enger zusammen.

Wenn es nach dem Plan der DPSG im Erzbistum Hamburg geht, werden die Pfadfinder die Schulen unterwandern – oder zumindest einwandern und mit ihnen zusammenarbeiten. DPSG-Referentin Margit Braun: „Wir Pfadfinder sind in den Gemeinden beheimatet. Das soll auch so bleiben. Trotzdem stellen wir fest: Schule wird immer mehr ein Thema." Sie wird zum Thema etwa dann, wenn Pfadis nicht zur Gruppenstunde kommen, weil sie drei Tage später eine Klassenarbeit schreiben. Der Druck auf Schüler steigt, die Ganztagsschule wird zunehmend zur Konkurrenz zu den Angeboten der Jugendarbeit.
Statt Konkurrenten zur Schule wollen die Pfadfinder Partner sein. „Sie bringen viele Kompetenzen mit, die wir in den Schulalltag einbringen könnten", sagt Jugendbildungsreferent Stefan Baumann. Die DPSG könne im Nachmittags-Bereich Projektwochen gestalten, Exkursionen organisieren oder an Tutoren-Programmen mitwirken. Das Prinzip „Jugend leitet Jugend" – eine Säule katholischer Jugendverbandsarbeit – ist auch in der Schule der Zukunft ein interessanter Baustein, glauben die Referenten. „Mein Traum ist ein Pfadfinderstamm, der an einer Schule angesiedelt ist", sagt Margit Braun. Vorgespräche dazu gibt es schon: Sowohl mit einzelnen Pfadfinderstämmen als auch mit Schulen in Hamburg und Schleswig-Holstein.
Um unter den Pfadfindern Freunde für die Kooperation zu gewinnen, hat der DPSG-Diözesanverband einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Auf Bierdeckeln sollten die Kinder und Jugendlichen äußern, was ihnen zum Thema Pfadfinder und Schule einfällt. Was ist dabei herausgekommen? „Pfadfinder braucht man zum Überleben – Schule zum Leben – Wo ist der Unterschied?", heißt eine Bierdeckel-Parole, ein Bild zeigt ein Phantasiegebäude halb Schule halb Zelt, ein anderer Einsender träumt von einer „Pfadfinderschule im Wald."
Gewonnen hat am Ende die Wölflingsgruppe aus Quickborn mit einem Deckel, auf dem verschiedene Symbole der Pfadfinder und der Schule vereint sind. Auf dem zweiten Platz landeten die „Juffis" (Jungpfadfinder) aus Norderstedt, Platz drei erzielten die Juffis aus Hamburg-Hamm. Beim DPSG-Pfingstlager in Dreilützow sollen alle Einsendungen vorgestellt werden.