Am Donnerstag den 08.03.2007 war es für uns fünf Rover aus den Stämmen Nelson Mandela (Halstenbek) und Digna Ochoa (Quickborn) endlich so weit. Nach wochenlanger Vorfreude und einigen Vorbereitungen trafen wir uns gegen 17:00 im Bahnhof Altona. Einige widrige Umstände zwangen uns einen späteren Zug zu nehmen, weswegen wir planmäßig erst gegen 23:00 Uhr in Mägdesprung ankommen sollten.
Doch es kam natürlich anders als gedacht. Nachdem der erste Zug (bis Hannover) noch pünktlich ankam, hatte der zweite Zug (nach Magdeburg) bereits zehn Minuten Verspätung. Dies summierte sich dann immer weiter auf, so dass wir erst gegen 01:00 Uhr, und wegen dem anhaltenden Regen leicht durchnässt, im Zeltlager ankamen.
Allerdings ließen wir uns dadurch die Laune nicht verderben. Schließlich war es auch ein nicht allzu alltägliches Erlebnis durch den völlig dunklen Ostharz zu wandern. Wer in Hamburg und Umgebung wohnt kennt diese völlige Dunkelheit gar nicht. Am Zeltplatz angekommen wies uns das in der Jurte brennende Feuer den Weg durch die Dunkelheit. Nachdem wir unsere Sachen in unser „Schlafzelt“ geräumt hatten ließen wir uns in gemütlicher Runde ums Lagerfeuer nieder. Hier wurde dann noch bis um drei Uhr morgens alles an Neuigkeiten ausgetauscht, bis dann auch der letzte seinen Schlafsack gefunden hatte.
Am nächsten Morgen wurde dann erstmal der Zeltplatz in Augenschein genommen. Nach einer kurzen Morgenrunde am Bannermast und anschließendem Frühstück wurde die Entscheidung gefällt, dass wir das schöne Wetter für eine Wanderung zur nahe gelegenen Burg Falkenstein zu nutzen. Die Wanderung führte uns zunächst immer im Selketal entlang. Vorbei an der Selkemühle und über diverse Brücken ging es immer weiter Richtung Osten. Nach circa 10km Fußmarsch kam schließlich hoch über uns die Burg in Sicht. Ein kurzer steiler Anstieg führte uns dann direkt vor das Burgtor. Vor der malerischen Kulisse der Burg Falkenstein konnten wir unter freiem Himmel, bei schönstem Sonnenschein unsere mitgebrachten Vorräte vertilgen. Was weg ist muss schließlich nicht mehr zurück getragen werden. Während sich nach dem Essen ein paar ihrem Mittagsschlaf hingaben, stand für den Rest der Truppe noch ein Besuch der Burg auf dem Programm. Auf der Burg Falkenstein soll übrigens auch ein Teil des Sachsenspiegels entstanden sein. Er gilt als eine der ersten Gesetzessammlungen über das Gewohnheitsrecht. Zumindest ist bekannt, dass Graf Hoyer von Falkenstein den Sachsenspiegel in Auftrag gegeben hat. Das soll irgendwann zwischen den Jahren 1211 – 1250 gewesen sein.
Nach einer kurzen Versammlung im Vorhof der Burg folgte dann der recht zügige Rückmarsch zum Lagerplatz. Bis die letzten dort ankamen brannte auch schon das Feuer fürs Abendessen. Auch diesen Abend wurde wieder lange bis nach Mitternacht ums Feuer gesessen, Lieder gesungen, gegrillt und erzählt.
Am Sonntag war für alle schon wieder der letzte Tag des Lagers angebrochen. Nach der Morgenrunde, mit pädagogisch wertvollem Aufwärmspiel, und dem anschließendem Frühstück wurde langsam mit dem Zeltabbau begonnen. Nachdem die letzten Planen verladen, das restliche Essen auf alle Rucksäcke verteilt war und der Platz sauber hinterlassen werden konnte machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof.
Wir hatten für die kurze Strecke von 2-3km über zwei Stunden, so dass genug Zeit für eine kurze Gesangseinlage und einen Besuch des Carlswerkes war. Die ganze Region um Mägdesprung lebte in früheren Zeiten vom Erzabbau und der anschließenden Verarbeitung. In den so genannten Hämmern wurde das Erz gebrochen (unser Zeltplatz war am vierten Hammer) und in den ansässigen Fabriken wie z.B. dem Carlswerk verarbeitet. In einer relativ großen Halle gab es Metallbearbeitungsmaschinen aus den letzten 60 Jahren zu sehen. Die Maschinen, alle noch in funktionsfähigem Zustand, stammten aus den ehemaligen Junkerswerken (vor dem Krieg) aus den USA und neuere Maschinen aus der UdSSR. Absolutes Highlight war jedoch die Möglichkeit selbst Schilder mit Hilfe von Schlagbuchstaben anzufertigen. Dies wurde gegen eine Spende von 0.30 EUR von vielen aus unserer Gruppe ausprobiert.
Um 14:30 hieß es dann Abschied vom Selketal zu nehmen, da unsere Schmalspurbahn in Richtung Quedlinburg pünktlich den Bahnhof verließ. Für die meisten von uns war die Zugfahrt von Mägdesprung nach Quedlinburg noch mal ein richtiges Erlebnis. Wo kann man heutzutage noch planmäßig eingesetzte Dampflokomotiven sehen. So ging es fünfzig Minuten lang unter Volldampf durch den Harz. Der nächste Zug brachte uns dann recht schnell von Quedlinburg nach Magdeburg. Die kurze Zeit im Harz Express nutzten wir für eine Reflektion über das vergangene Wochenende.
Sehr zum Leidwesen der Übrigen Mitreisenden erreichten wir so noch rechtzeitig den Zug nach Schwerin. Die Stimmung in unserem Eck, eingepfercht zwischen Treppe, Ausstieg und Fahrradabteil wurde mit jedem Kilometer besser, was an den inzwischen ausgepackten Liederbüchern und Gitarren lag. Die Stimmung im restlichen Abteil schien dagegen reziprok proportional zu verlaufen. Sämtliche Bild und Tonaufzeichnung wurden aus Rücksicht auf die geplagten Mitreisenden übrigens vernichtet.
Ein paar, noch sehr schöne, Bilder sind dann im Zug von Schwerin nach Hamburg entstanden, wo wir das komplette Fahrradabteil für uns hatten. Durch keinerlei Rücksichtnahme gebremst hielten wir mit Spiel und Gesang bis kurz vor Hamburg durch. Die Highlights der Fahrt werden wohl bald auf CD erhältlich sein. Über eine Altersfreigabe müssen wir freilich noch mal reden. Aber auch die tollste Fahrt geht mal zu Ende, so auch hier. Gegen 22:00 Uhr trafen wir im Hamburger Hauptbahnhof ein. Auf dem Bahnsteig gab es noch eine kurze Verabschiedung, und jeder ging seiner Wege.
Danke an alle, die mitgewirkt haben, dass diese Fahrt überhaupt erst möglich wurde.
Joachim Müller (Rover AK / Quickborn)